03.06.2024
Aktiver Kämpfer für den Umweltschutz – Norbert Majer aus Dotternhausen stirbt völlig unerwartet
Der frühere Bürgermeister von Dotternhausen und Dautmergen, Norbert Majer, ist am vergangenen Dienstag plötzlich und unerwartet im Alter von 80 Jahren gestorben. Er war zudem lange Jahre Geschäftsführer der Lebenshilfe Zollernalb und Mitbegründer der Umweltorganisation Verein für Natur und Umwelt Zollernalb (NUZ).
Gerade einmal vier Jahre lang war es ruhig um Norbert Majer. Von 2011 bis 2015 war er von der politischen Bildfläche verschwunden. Dann wurden die Pläne zur Süderweiterung des Steinbruchs auf dem Plettenberg bekannt. Damit war es mit dem politischen Ruhestand von Norbert Majer vorbei. Er schaute fortan dem Zementgiganten Holcim ganz genau auf die Finger.
Er scheute keine Widerstände
Norbert Majer scheute keine Widerstände. Er war mit der von ihm im Jahr 2018 mitbegründeten Umweltorganisation Verein für Natur und Umwelt Zollernalb ein Stachel im Fleisch nicht nur von Holcim, sondern der Zementindustrie im Gesamten, ein David, der gegen einen internationalen Goliath auf die Hinterbeine stand. Das brachte ihm nicht nur Freunde ein. Er wurde angefeindet, eckte an – aber er konnte auch austeilen, ging keiner Diskussion aus dem Weg. Sein Kampf für eine saubere Umwelt, für die modernsten Filteranlagen im Holcim-Zementwerk und für den Erhalt der Natur auf dem Plettenberg verhalfen ihm aber auch bei seinen Gegnern Respekt und Anerkennung.
Geboren wurde Norbert Majer am 11. März 1944. Vor seiner Bürgermeister-Laufbahn war er persönlicher Referent von Landrat Dr. Erhard Lazi und Assistent des damaligen Bundestagsabgeordneten Dr. Andreas von Bülow (SPD) – und das, obwohl er der CDU nahestand und für diese später auch in den Kreistag einzog.
Nachfolger von Erwin Kästle in Dotternhausen
1973 wurde Norbert Majer Nachfolger von Dotternhausens Bürgermeister Erwin Kästle, der zum Bürgermeister von Balingen gewählt worden war. Gleichzeitig wurde Majer zum Dautmerger Bürgermeister gewählt. Von 1973 bis 1989 prägte er das Bild Dotternhausens nachhaltig. Der Bau der Sporthalle war ein Jahrhundertprojekt und für eine Gemeinde in der Größe Dotternhausens einzigartig. Auch das neue Gesicht des Ortskerns prägte er entscheidend mit.
1989 stellte Majer sein Amt in Dotternhausen zur Verfügung und übernahm die Geschäftsführerstelle der Lebenshilfe Zollernalb, blieb aber bis 2011 parallel dazu ehrenamtlicher Bürgermeister von Dautmergen. 2007 gab er die Leitung der Lebenshilfe ab und verwirklichte fortan seine kommunalpolitischen Ideen weiter, bis er mit 67 Platz für seinen Nachfolger machte. In den 38 Jahren in Dautmergen entwickelte er eine der ärmsten Gemeinden im Kreis zu einem Dorf mit gut ausgebauter Infrastruktur und genügend Bauplätzen. Er war beispielsweise verantwortlich für die Sanierung und den Umbau der denkmalgeschützten Pfarrscheuer zum Bürgerhaus.
Kommunalpolitiker von Haus aus
Als ein Kommunalpolitiker von Haus aus bezeichnete sich Norbert Majer kurz bevor er in den Ruhestand wechselte – der für ihn zu einem Unruhestand wurde. Es waren knapp 10 Jahre, in dem der Dotternhausener die Politik im Oberen Schlichemtal mitgestaltete, obwohl er keinerlei politische Ämter mehr bekleidete.
Norbert Majer war ein akribischer Arbeiter. Er konnte sich geduldig und umfassend in komplexe Sachverhalte einarbeiten, sodass er bei zahlreichen Themen als Gutachter durchgegangen wäre. Seine Zähigkeit verhalf dem NUZ auch zu juristischen Erfolgen gegen Holcim. So erreichte Majer beispielsweise im Juli 2023 zusammen mit Siegfried Rall und Anwalt Daniel Krummacher vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen, dass das Regierungspräsidium Tübingen Messdaten zu den Abgaswerten aus dem Holcim-Zementwerk der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen muss.
Neue Aktionen geplant
Der Tod ereilte Norbert Majer mitten in seinem Kampf um eine bessere Umwelt. Und zwar völlig unerwartet. Als er sich vor sechs Wochen letztmals in der Redaktion des ZOLLERN-ALB-KURIERS meldete, kündigte er neue Aktionen an, die er damals plante und nach einer Reha umsetzen wollte. Noch im Frühjahr stand der überzeugte Sportler auf den Skiern. Außerdem war er ein leidenschaftlicher Golfspieler.
Der NUZ verliert mit dem Tod von Norbert Majer ihren wichtigsten strategischen Vordenker und aktivsten Streiter für die Ziele des Vereins. Die politische Kultur im Oberen Schlichemtal ist nun einen kritischen, streitbaren und kämpferischen Geist ärmer.
Autor: Daniel Seeburger
Quelle: zak